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1. Herbstjagdversammlung der Jägerschaft Northeim e.V.

Gemeinsam am Dach der Jagd in Deutschland bauen: Als Symbol dafür übergab der Vorsitzende des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Hartwig Fischer (links) an den Northeimer Jägerschaftsvorsitzenden Ralf Rahnert einen Dachziegel. Foto: Niesen

Die Jägerschaft Northeim ist der Meinung, dass mit der per Verordnung durch den Nds. Landwirtschaftsminister geänderten Jagdzeit auf den Rehbock, die bisher durchgeführten Trophäenschauen erst nach Beendigung der Jagdzeit, also nach dem 31. Januar sinnvoll seien. Daher hat sich der Vorstand darauf geeinigt die Herbstjagdversammlung als wiederkehrende Veranstaltung durchzuführen. Bei dieser 1. Versammlung wurde über die aktuell sehr kontrovers geführten Debatten bei gesetzlichen Vorhaben und geplanten Veränderungen mit Vertretern von Politik und den Mitgliedern diskutiert und informiert.

Fast alle Mandatsträger und Parteien haben die Möglichkeit wahrgenommen sich über "die Zukunft der Jagd" zu informieren. Herr Dr. Priesmeier MdB und die Kultusministerin Frau Heiligenstadt MdL waren als Mandatsträger von Bund und Land anwesend. Als Vertreter des Kreistages waren die Vorsitzenden der Fraktionen Herr Wehner SPD, Herr Hegeler CDU und Herr Raabe FDP erschienen.

Mit dem Präsidenten des Deutschen Jagdverbandes, Herrn Hartwig Fischer und dem Landtagsabgeordneten Herrn Gerd Will SPD, konnten zwei kompetente Referenten aufgeboten werden, die zum Einen über die Entwicklungen in der Diskussion um Veränderungen im Bundesjagdgesetz und zum Anderen über den den Stand auf landespolitischer Ebene berichten konnten.

Herr Fischer betonte vor den ca. 150 anwesenden Jägern und Jägerinnen, dass die Diskussionen wissensbasiert und nicht durch ideologischer Vorbehalte geführt werden sollten.

Die Rahmengesetzgebung in Deutschland sei seit der Föderalismusreform praktisch weggefallen, da die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen für die Jagdausübung schaffen und somit das Bundesjagdgesetz ausgehöhlt würde.

Als problematische Beispiele für Gesetzesvorhaben nannte Hartwig Fischer folgende Beispiele:

  • dass es in Zukunft nicht nur natürlichen Personen gestattet werden solle, die Jagd auf ihren Flächen zu untersagen, sondern auch juristischen Personen. "Damit wäre das System der Jagdgenossenschaften beendet"
  • den Artenschutz, so sei in Deutschland seit Inkrafttreten des Bundesjagdgesetzes noch keine dem Jagdrecht unterliegende Tierartausgestorben. Durch die Hegeverpflichtung, das seit über 20 Jahren bestehende Wildmonitoring, viel ehrenamtliches und finanzielles Engagement der Jäger und Jägerinnen konnte viel für den Artenschutz erreicht werden. In Hinsicht auf Vorhaben die Liste der dem Jagdrecht unterliegenden Tierarten bis auf wenige zu reduzieren wäre dies ein Rückschritt, da damit auch die Hegeverpflichtung wegfallen würde.
  • die unterschiedliche Vorgehensweise bei der Einführung von bleifreier Munition, so sei in einigen Bundesländern das Verbot von bleihaltigen Schroten über Gewässern nun auch auf Landflächen ausgedehnt worden, was zu einer stark erhöhten Gefährdung führt. Herr Fischer betonte, dass in Bezug auf bleifreie Munition ein Kompromiss nötig sei und deren Einführung langfristig kommen werde, doch dass die tiergerechte Tötung gewährleistet sein müsse, was bisher noch nicht bei allen Kalibern der Fall sei.

Des Weiteren ging Herr Fischer noch auf den Wolf und die Änderungen im Waffenrecht ein und er wies daraufhin, dass der Deutsche Jagdverband finanziell besser gestellt werden müsse, um die Jägerinnen und Jäger vernünftig vertreten zu können.

Herr Will, der Gründungsmitglied der Waidgenossen Niedersachsen ist, einem Initativkreis sozialdemokratischer Jägerinnen und Jäger, ging bei seinem Referat besonders auf die bevorstehenden Änderungen im niedersächsischen Jagdgesetz ein. So werde es noch in dieser Legislaturperiode Änderungen bei der Jagdzeitverordnung geben. Dabei gehe es besonders um die Gänsejagd in küstennahen Schutzgebieten, die in Zukunft vom 1. August bis zum 30. November jagdbar sein sollen. Im Schadensfalle könnte die untere Jagdbehörde auch Ausnahmen bis zum 15. Dezember genehmigen.

Des Weiteren solle das Schalldämpferverbot aufgehoben werden, ein jährlich verpflichtender Schießnachweis ohne Leistungsnachweis eingeführt werden und über die Anwendung von bleifreier Munition solle in enger Absprache mit dem Landesjagdverband beraten werden.

Herr Will hob hervor, dass alle Änderungen unter Beteiligung von anerkannten Naturschutzverbänden wie eben der Jägerschaft erfolgen würden.

Zum Thema Wolf erklärte Herr Will, dass der Schutz des Menschen absolute Priorität habe und die Information für die Bevölkerung verbessert würde. Auch solle es zu einer Beschleunigung bei der Feststellung und Entschädigung bei Weidetierrissen kommen.

Zum Abschluss dankte der Vorsitzende der Jägerschaft Ralf Rahnert den Referenten, den Mandatsträgern und den Jagdhornbläsern für ihre Teilnahme und forderte die Jägerinnen und Jäger auf, dass jagdliche Handeln immer nach dem hohen Gut der Waidgerechtigkeit auszuüben. In den Medien würde jegliches Fehlverhalten von Einzelnen immer auf die gesamte Jägerschaft zurückfallen. Auch sollten alle Jägerinnen und Jäger sensibel mit der Außendarstellung von ihrem Handwerk umgehen und verstärkt den Dialog mit der Bevölkerung suchen.

Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. mit dem Infomobil bei verschiedenen Veranstaltungen sei schon auf einem guten Weg, solle aber noch verstärkt werden. Dazu gehöre auch die an diesem Abend schon umgesetzte Möglichkeit mit den Mandatsträgern auf kommunaler, Landes- und Bundesebene ins Gespräch zu kommen und zu informieren. Herr Rahnert drückte sein Bedauern aus, dass kein offizieller Vertreter der Partei Bündniss 90/Die Grünen der Einladung gefolgt sei.