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Bienenstrom

Artikel im Meller Kreisblatt von Simone Grave übersandt durch Fritz Mithöfer

Pflanzenvielfalt statt Reinkulturen

Warum innovative Landwirte aus Melle auf bienenfreundlichen Strom setzen

Melle Eine artenreiche, blühende Pflanzenvielfalt statt Reinkulturen wie Mais: Für das Projekt Energie aus Wildpflanzen begeistern sich immer mehr Landwirte aus Melle. Bei einem Feldbesuch in Buer zur ersten Aussaat informierten die Jägerschaft Melle, beteiligte Landwirte, Kommunalpolitiker sowie Vertreter der Stadtwerke Nürtingen über Bienenstrom.

Das Projekt hat sich ganz klar zum Ziel gesetzt, die Biodiversität der Landschaften zu fördern. Der Jägerschaft Melle als Projektträger ist es gelungen, zahlreiche Landwirte dafür zu gewinnen. Nachdem bereits die Bürgerstiftung der Keissparkasse Melle, die Deutsche Wildtierstiftung und die Veolia-Stiftung die ersten 250 000 Quadratmeter gefördert hatten, wurde im Frühjahr mit den Stadtwerken Nürtingen ein weiterer Partner für weitere elf Hektar Anbaufläche gewonnen. Aktuell werden in diesen Tagen auf den Flächen von acht Meller Landwirten Aussaaten vorgenommen. In einem Zeitraum von mindestens fünf Jahren sollen die Reinkulturen durch blühende Pflanzen ersetzt werden.

Ein zartes Pflänzchen

Zur ersten Aussaat von blühenden Energiepflanzen im Rahmen des Bienenstrom-Projektes traf sich jetzt eine Expertenrunde in der Buermannsheide: „Noch ist es ein zartes Pflänzchen, aber das Projekt nimmt allmählich Fahrt auf“, betonte Manfred Albiez, Projektleiter Bienenstrom der Stadtwerke Nürtingen, der einen Abriss über die bisherige Entwicklung gab. So wurden durch das 2018 ins Leben gerufene Kooperationsprojekt der Stadtwerke Nürtingen mit dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb bereits über 300 000 Quadratmeter Ackerfläche zum Blühen gebracht. In der nun gestarteten Kooperation mit der Jägerschaft Melle werden erste Bienenstrom-Felder außerhalb von Baden-Württemberg angelegt.

Dabei werden in Zusammenarbeit mit Biogas-Landwirten Reinkulturen wie etwa Mais durch insektenfreundliche Wildpflanzenmischungen ersetzt. Diese Pflanzen werden in einer Biogasanlage verwertet, in Melle ist dies bei BioConstruct der Fall.

Die entstehenden Ertragsverluste im Vergleich zu Mais werden über Blühhilfe-Beiträge aus dem Verkauf von Bienenstrom und Bienenwärme kompensiert. So zahlt der gewerbliche oder private Stromkunde bei Bienenstrom einen Cent Zuschlag pro verbrauchter Kilowattstunde Ökostrom. Der wird großteils aus der Wasserkraft der Alpen erzeugt. Die Käufer von Bienenstrom werden durch ihre aktive Unterstützung zu Blühhelfern, die beteiligten Landwirte zu Blühpaten: „Davon profitieren Mensch und Natur“, betonte der Vorsitzende der Meller Jägerschaft, Fritz Mithöfer. Er sprach den Stadtwerken Nürtingen Dank dafür aus, dass Melle als erstes Gebiet außerhalb von Baden-Württemberg als Kooperationspartner gewonnen werden konnte.

Sein Dank galt auch den Meller Landwirten für deren Mut und Bereitschaft, das innovative Projekt zu unterstützen: „Naturschutz muss Freude machen. Es ist einfach toll zu sehen, wenn an jeder Pflanze Insekten sitzen“, schwärmte Mithöfer, verbunden mit dem großen Wunsch, dass sich das Projekt zu einer „normalen Anbauform“ entwickeln möge.

Dies werde aber wohl nur dann zu erreichen sein, wenn man die Landwirte nicht mit Auflagen, Vorgaben und Paragrafen belasten würde, gab Johan Högemann zu bedenken. Der Obmann Naturschutz bei der Jägerschaft Lingen warb ebenfalls für die neue Anbauweise aus Naturpflanzen.

Lobende Worte für den Innovationsgeist und die bodenschonende Bewirtschaft gab es auch von Lennart Frank: „Die Stadt möchte den Landwirten für ihre Leidenschaft und ihr Naturbewusstsein danken. Das macht die Stadt Melle stolz“, erklärte der stellvertretende Leiter des Umweltbüros.

Simone Grawe