Beim Betrachten des zweiten Leserbrief des stv. Vorsitzenden der Partei Die Linke, zum Thema „Wem gehört das Wild“ und „Jagdsteuer“, fielen mir die Worte des deutschen Pathologen Dr. med. Kurt Pfeifer ein, der mit seinen Aphorismen noch in der ehemaligen DDR zu Berühmtheit gelangte. Er sagte einmal: “Ideologisch glaubensfeste Menschen wollen gewöhnlich nicht lernen, sondern recht behalten.“
Es ist diese Unzugänglichkeit für Fakten, dieses unbeirrbare Festhalten an der einmal vorgefassten Meinung, dass eine Ideologie und ihre Vertreter auszeichnet. Es ist daher müßig, wenn ich an dieser Stelle noch einmal die Argumentation aus meinem letzten Leserbrief wiederhole. Der stv, Vorsitzende der Linken will es nicht verstehen. Trotzdem steht fest, das Wild ist für den Jäger weder kostenlos, noch gehört es der Allgemeinheit.
Es macht daher auch wenig Sinn, sich mit seiner weiteren Argumentationskette großartig auseinander zu setzen. Er macht dort nur wieder einmal den Vorschlag, fremdes Eigentum für soziale Zwecke zu verwenden. Wenn die soziale Aufgabe der Tafel alle angeht, wie Herr Richert schreibt, warum sollen dann ausschließlich die Jäger hier in die Pflicht genommen werden. Er begründet diese Verpflichtung in seiner Argumentation mit der Behauptung, dass die Jäger im Jagdjahr 2014/15 im Landkreis einen Überfluss an Wildfleisch von 300 Tonnen durch die Jagd erzielt haben. Eine Erklärung, wie er auf diese Zahl kommt bleibt er schuldig.
Ich stelle dieser Behauptung folgendes Gedankenspiel entgegen. Nach dem zitierten Jahresjagdbericht wurden im Landkreis 2.677 Stück Damwild, 6.192 Stück Rehwild und 1.637 Stück Schwarzwild erlegt. Da das Wild überwiegend in der Jugendklasse erlegt wird, jedes dieser Stücke aber ein anderes Gewicht auf die Waage bringt, arbeite ich hier mit Durchschnittsgewichten von 40 kg beim Damwild, 12 kg beim Rehwild und 30 kg beim Schwarzwild. Dieses Gewicht beschreibt ein aufgebrochenes Stück (ohne Innereien) in der Decke (Dam- u. Rehwild) oder Schwarte (Schwarzwild) einschließlich Haupt, Läufen, Knochen, Sehnen, etc.
Als reine Fleischmasse (Wildbret) verbleiben nach dem Zerwirken beim Damwild noch 56%, beim Rehwild 49% und beim Schwarzwild ebenfalls 49%. Multipliziert mit der jeweiligen Jagdstrecke ergibt das folgendes Wildbret: 52.469 kg Damwild, 36.409 kg Rehwild und 24.063 kg Schwarzwild. Insgesamt also rund 113.000 kg Wildbret. Wir sind damit bei nur noch einem Drittel der von Herrn Richert behaupteten Menge angekommen.
Setzen wir das Gedankenspiel fort. Im Landkreis gehen rund 2.000 Jäger zur Jagd. Setze ich voraus, dass sie Wildbret bevorzugen, entfallen auf jeden Jägerhaushalt gerade noch etwas mehr als 56 kg Wildbret pro Jahr. Allein der Prokopfverbrauch an Fleisch liegt in Deutschland bei 60 kg. Soweit also zum Märchen vom Überfluss an Wildbret.
Besonders bitter stößt mir jedoch auf, wenn Herr Richert behauptet, dass Jäger Befriedigung empfingen, wenn sie ein Stück Wild erlegen oder wie er es ausdrückt, ein Leben auslöschen. Diese scheinheilige polemische Aussage höre ich leider immer wieder einmal. Herr Richert sollte sich einmal Fragen, wie die Scheibe Wurst oder der Festtagsbraten in den Fleischtresen der Fleischerei oder des Supermarktes kommt, in dem er und andere Verbraucher ihre Einkäufe tätigen. Nur weil ich als Verbraucher am Ende der Produktionskette stehe und nicht mit ansehen muss, wie das Rind oder das Schwein geschlachtet wird, also sein Leben lassen muss, um meinen Hunger nach Fleisch oder Wurst zu stillen, hat dennoch ein Tier für diesen Einkauf sein Leben gelassen.
Der Unterschied ist nur, dass wir Jäger uns dieser Tatsache bewusst sind, Leben und Tod für uns zusammen gehören und quasi zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Jagd ist die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, aber auch Handwerk. Um ein Stück Wildbret zu genießen, muss es vom Jäger erlegt, aufgebrochen und küchenfertig zerwirkt werden.