Landrat Carsten Harings begrüßte die Zuhörer und übergab das Wort an Stefan Löchtefeld, der die Veranstaltung moderierte. Dieser hatte im Vorfeld nach den Beweggründen der Zuhörer gefragt und als häufigste Antworten erhalten: Man wolle sich verschiedene Meinungen anhören, um sich ein eigenes Bild zu verschaffen. Einige waren auch gekommen aus Sorge um ihre Nutztiere.
Ingo Wachtendorf, Vorsitzender des Ortslandvolkes Hude-Vielstadt erläuterte anschließend, er habe ca. 120 Stück Milchvieh, die in kleinen Gruppen von 12 - 15 Tieren im Freiland gehalten werden. Diese könne er nicht wolfssicher einzäunen. Dazu benötige er ca. 20 Km Zaun, die bei einem Preis von 8 - 12 € pro laufendem Meter dann eine Summe von 200 000€ ausmache. Und damit sei die Gefahr, das Tiere aufschrecken und aus der Weide ausbrechen, vielleicht Unfälle provozieren, auch nicht gebannt.
Heiko Schmidt vom Landes-Schafzuchtverband Weser-Ems stellte klar, dass die 300- 400 Schafhalter in Weser-Ems ihre Tiere nur auf kleinen Flächen weiden lassen, in Naturschutzgebieten (z.B. Heideflächen) oder auf Deichen. Und da sind wolfssichere Zäune nicht aufstellbar. Die Anschaffung von Herdenschutzhunden sei zu teuer (Anschaffung 2000€, Unterhalt 1000€ pro Jahr), bzw. zu gefährlich für den Menschen, weil diese Hunde jeden angreifen, der den Zaun überwindet: Die Hunde verteidigen ihre Herde.
Helmut Blauth aus Delmenhorst, Vizepräsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, stellte die Position aus Sicht der Jäger dar. Wölfe unterliegen nicht dem Jagdrecht, die Jägerschaft habe nur das Monitoring übernommen, das bedeutet, dass jede Sichtung, jeder Riss, der Fund von Losung usw. in Hannover registriert werde und alles über den Schreibtisch von Dr. Britta Habbe laufe.
Als Augenzeugen schilderten Brigitte und Benno Voigt aus Wardenburg ihre Begegnung mit dem Wolf, der durch den Landkreis Oldenburg vagabundierte. Sie seien auf 4m an ihn herangekommen und hätten Bilder gemacht. Angst hätten sie nicht gehabt.
Die ehrenamtlich tätigen Wolfsberater im Landkreis Oldenburg, Carsten Sauerwein und Gerhard Frensel, erläuterten ihr Arbeitsfeld: Sie seien lediglich für Befundung (Spurensicherung), Beratung, Prävention und Wolfsmonitoring im Landkreis Oldenburg zuständig. Zur Beratung gehören: Informationen an die Bevölkerung geben; Empfehlungen der Präventionsmaßnahmen für Nutztierhalter aussprechen; über mögliche finanzielle Hilfen des Landes aufklären. Das Monitoring umfasse die Dokumentation von Wolfsbeobachtungen im Landkreis sowie von Verdachtsfällen auf Wolfrisse, Meldung von Nutztierrissen an NLWKN (Probenversand an Senftenberg-Institut in Gelnhausen/Hessen). - Die Wolfsberater empfahlen bei Wolfsbegegnung folgende Verhaltensweisen: Ruhe bewahren, Rückzug langsam antreten; falls der Wolf folge: Klatschen, laut rufen; den Ort des Geschehens an Wolfsberater melden, Fotos nur aus großer Entfernung machen, nicht den Wolf verfolgen!
Der Leiter des Wolfcenters Dörverden, Frank Faß, hatte eine Jahresuhr zur Wolfsentwicklung mitgebracht und zeigte, das im Frühjahr der Rüde eine Fehe suche bzw. finde und eine Familie (Rudel) gründe. Nachdem (z.B.) vier Junge großgezogen wurden, werde das Wolfspaar im kommenden Jahr wieder aktiv und das Rudel wachse auf 10 -12 Mitglieder an. Dann werde es Zeit für den einen oder anderen Jährling, das Rudel zu verlassen und sich selbst ein Revier bzw. Partnerin zu suchen. Rudel seien normalerweise sehr ortstreu.- Nach tötlichen Attacken auf den Menschen gefragt, verwies Faß auf die NINA-Studie, in der von 1952 - 2002 neun tötliche Angriffe auf den Menschen, davon 5x tollwütige in Europa und 4 habituierte Wölfe in Spanien, aufgelistet sind.
Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz berichtete über 15 Jahre Zusammenleben mit dem Wolf in Sachsen. Aktuell gäbe es 10 Rudel!. Das Landes-Umweltministerium zahle auch präventive Maßnahmen, hier müsse der Nutztierhalter nicht nachweisen, das ein Wolf seine Tiere gerissen habe. Weitere Informationen können unter: www.wolfsregion-lausitz.de eingeholt werden.
Nach einer kurzen Pause stellten sich die Akteure des Abends den Fragen der Zuhörer.
"Seit Wochen keine Spur mehr vom Wolf", NWZ OL-Land, 01. April (Artikel auf NWZonline)
"Wie geht es weiter mit dem Wolf", NWZ, Wildeshausen, 01. April (Artikel auf NWZonline)
" 14 Fragen zum Thema Wolf ", NWZ, Wildeshausen, 02. April (Artikel auf NWZonline)