Wedemark (awi). 171 Wildunfälle hat es schon jetzt 2016 auf den Straßen der Wedemark gegeben. Das sind genauso viele wie insgesamt 2015. Jeder dritte Unfall im Gebiet des Polizeikommissariats Mellendorf ist ein Wildunfall und geschätzt „erlegen“ Autofahrer ungefähr ein Drittel soviel Rehwild wie die Region Hannover dem Hegering Wedemark als Abschussquote zuteilt. Dabei ist die Dunkelziffer des bei Unfällen zu Tode gekommenen Wildes noch hoch, denn bei weitem nicht immer wird die Polizei verständigt.
Dabei sollte dies unbedingt passieren, schon allein deswegen, damit der Autofahrer durch die Aufnahme des Unfalls durch die Polizei einen Nachweis für seine Teilkasko-Versicherung hat, betonten am Mittwoch bei einem Gespräch mit Wedemarks Hegeringvorsitzenden Henrik Bardeck, Mellendorfs Kommissariatsleiter Klaus Waschkewitz und Einsatz- und Streifendienstleiter Peter Wengler. Dabei ist es zweitrangig, ob das Tier bei dem Unfall getötet oder nur verletzt wird beziehungsweise gar nicht mehr aufzufinden ist. Die Polizei ist in jedem Fall zu verständigen, die nimmt dann Kontakt mit den Jagdpächtern auf, die das tote Tier beseitigen, im Falle einer möglichen Verletzung eine Nachsuche machen beziehungsweise ein verletztes Tier auch von seinen Qualen erlösen. Zusätzlich sollte der Autofahrer selbstverständlich die Unfallstelle bis zum Eintreffen der Polizei ordnungsgemäß absichern. Noch besser wäre natürlich, wenn die Unfälle gar nicht erst passieren: Gerade in der aktuellen Jahreszeit könne dem Risiko angepass-
tes Verhalten und Geschwindigkeit dazu eine Menge beitragen, so Henrik Bardeck, der im Frühjahr den Vorsitz des Hegerings von Folke Hein übernommen hat. Er setzt daher auch eher auf Maßnahmen, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erhöhen als auf präventive Maßnahmen, um das Wild von den Straßen fernzuhalten wie die neuen blauen Wildwarnreflektoren.
Natürlich helfen auch solche Maßnahmen, zumindest kurzfristig, doch schnell tritt beim standorttreuen Wild ein Gewöhnungseffekt ein, weiß der Jäger. Daher gilt sein Appell ebenso wie der der Polizei vor allem den Autofahrern: „Fahren Sie insbesondere auf Straßen, an denen auf Wildwechsel hingewiesen wird, und ganz besonders auch in dieser Jahreszeit mit erhöher Wachsamkeit und Bremsbereitschaft.“ Und Kommissariatsleiter Klaus Waschkewitz fügt hinzu: „Und haben Sie beim Fahren auch immer die Umgebung der Straße im Blick, dann erkennt man schneller, ob sich in den Büschen oder auf dem Feld etwas bewegt!“ Erfahrungsgemäß steigt die Unfallstatistik für Wild im März/April, wenn die einjährigen Böcke sich selber ihren Einstand suchen müssen und von den alten Böcken getrieben werden, erklärt Henrik Bardeck. Doch auch Oktober und November sind erfahrungsmäß unfallträchtig. Einen Zusammenhang mit der Zeitumstellung schließt Bardeck dabei nicht aus. In der Paarungszeit der Rehe im Juli und August sei das Unfallgeschehen dagegen erstaunlich gering, so der Hegeringleiter. Die gestiegene Rehwildpopulation habe bereits zu einer erhöhten Abschussvorgabe durch die Region geführt. Und die Jäger seien auch angehalten, in der Nähe der Straßen zu jagen, weil in diesen Revieren Unfälle vorprogrammiert sind. Mit den blauen Reflektoren, auf die die Jäger im Landkreis Celle gerade schwören, habe er noch keine Erfahrung, so Bardeck. Klaus Waschkewitz verweist auf einen Artikel in der Celleschen Zeitung: Danach sind in Revieren, in denen die blauen Reflektoren an den Leitpfählen angebracht worden sind, weniger Wildunfälle registiert worden. Wesentlich wirksamer als Duftzäune, CDs und rote Reflektoren, weil das unnatürliche blaue Licht vom Wild als extrem störend wahrgenommen werde und ein Gewöhnungseffekt ausgeschlossen werden könne. Henrik Bardeck wie gesagt hat den Autofahrer im Blick und kann der Aktion mit den aufgestellten Warndreiecken mit der Aufschrift Wildunfall einiges abgewinnen. Er möchte in der Wedemark in Kürze eine solche konzertierte Aktion starten und an wildunfallträchtigen Strecken diese Dreiecke aufstellen. Einige, schon reichlich verwitterte gibt es schon an der Straße zwischen Wiechendorf und Resse. Damit der Gewöhnungseffekt nicht bei den Autofahrern eintritt und diese die Dreiecke nicht mehr beachten, plädiert Bardeck dafür, sie nur jeweils kurze Zeit an einem Standort stehen zu lassen und dann umzustellen. Die Autofahrer müssten sich klar machen, dass sie in einer Risikozeit eben nicht die Höchstgeschwindigkeit auf einer Landstraße ausschöpfen müssten, wenn sie insbesondere abends und in der Dämmerung sicher unterwegs sein wollten. „Wichtig ist außerdem: Fernlicht aus, solange kein Wild in Sicht ist, taucht ein Tier auf, Fernlicht aus, Vollbremsung und Lenkrad mit beiden Händen festhalten. Auf gar keinen Fall ausweichen“, sagt Einsatz- und Streifendienstleiter Peter Wengler. Er gibt zu bedenken, dass die Autofahrer, die in der Wedemark unterwegs sind, ja ihre Strecken regelmäßig fahren und genau wissen, wo das Risiko einer Wildbegegnung besteht.